Lexis kleines Wochenende des Wahnsinns: How to Sea Squirt, Bullshit Boy, Rest in Fleas, Melkus, Hotel Kempauski, 25.-27.11.2022 in Kiel, Schaubude - Bericht von Thruntilldeath
Lexis kleines Wochenende des Wahnsinns in Kiel, 25.-27.11.2022
Zwei Tage, fünf Bands, und direkt vorweg: Not just boys' fun auf der Bühne. Das gab es in Kiel so auch lange nicht mehr und in der Schaubude gefühlt noch weniger, aber die neuen Booker*innen machen da gerade einen fantastischen Job und sorgen immer dafür, dass 'ne diverse Mischung aus Menschen und Musikstilen eine flotte Sohle aufs Parkett zaubert.
In Anbetracht der Tatsache, dass wir im letzten Podcast diese Band so sehr abgefeiert haben, sollte eigentlich jeder Bericht hier nochmal darauf hinweisen, dass diese Band sehr gut war. Dem ist hiermit genüge getan.
Was an der Bude auch mehr oder weniger neu ist: Dieser wunderschöne bunte Aufsteller. Da wird sich noch richtig Mühe gegeben, die Bands optisch ansprechend zu präsentieren. Das Auge hört ja bekanntlich auch mit und mensch sieht nur mit den Ohren gut.
Und auch wenn die Bildsprache etwas anderes verspricht, durften die local heoriness von HOW TO SEA SQUIRT den Abend eröffnen. Drummerin Melli feierte auch noch Geburtstag, und anscheinend ist es gerade das neue Ding in Kiel, dass alle ihren Geburtstag mit einem Auftritt der eigenen (Ex-)Band feiern.
Nach dem Hören der Bandcampaufnahmen dachte ich erst, dass mich hier 'ne astreine Schrei-und-Geballer-Truppe erwarten würde, aber weit gefehlt: Geschrien wurde auf jeden Fall, aber erstens nicht dauerhaft und zweitens extrem abwechslungsreich und drittens mit extrem geilen Sound. Wann klang es denn in der Schaubude das letzte Mal so dufte? Schon geil, wenn drei Menschen in der Band ins Mikro bölken dürfen und sich das dann so schön anhört. Der große Vorteil dabei ist, dass die Botschaften dann auch viel deutlicher ankommen, und Botschaften hatten How to sea squirt einige in den Äther zu speien. Kein Wunder, ist unsere Gesellschaft doch immer noch ziemlich scheiße: Entweder lassen wir flüchtende Menschen im Meer ertrinken oder Männer meinen, sich alles herausnehmen zu können und die Welt als ihre eigene Spielwiese zu nutzen, Ohne Rücksicht auf Verluste, immer schön von oben herab. Unangenehme Themen, aber das haben wir Männer dann auch selbst zu verantworten und sollten es dann auch aushalten, wenn uns das alles mal gespiegelt wird. Nachsitzen bitte!
Und musikalisch? Irgendwas mit Post. Posthardcore? Postpunk? Zwischen turbostaatigem Punk und Riot Grrrl pendelte der Auftritt sehr abwechslungsreich und vielschichtig von der einen in die andere Richtung. Aber da ich eh keine Ahnung habe, was das nun wirklich ist, und es auch vollkommen egal ist, bleibt am Ende nur das Gefühl übrig, dass das ziemlich stark war! Und zwischendurch auch mal gelacht werden durfte.
Und musikalisch? Irgendwas mit Post. Posthardcore? Postpunk? Zwischen turbostaatigem Punk und Riot Grrrl pendelte der Auftritt sehr abwechslungsreich und vielschichtig von der einen in die andere Richtung. Aber da ich eh keine Ahnung habe, was das nun wirklich ist, und es auch vollkommen egal ist, bleibt am Ende nur das Gefühl übrig, dass das ziemlich stark war! Und zwischendurch auch mal gelacht werden durfte.
Der Vorteil an der Bude ist, dass so viele bekannte Gesichter da sind, dass jede Umbaupause wie im (Segel-)Fluge vergeht und schon standen BULLSHIT BOY aus Hamburg auf der Bühne. Erstes Highlight: Dem Drummer zuzuschauen, wie er die besten Grimassen, die ich je hinter einem Schlagzeug gesehen habe, in Richtung Publikum schickt. Wieso auch immer das so ist, dass schlagzeugspielende Menschen so witzig dabei aussehen, aber bitte macht alle weiter so! Ansonsten war der Auftritt... ok? Gut gespielter 77er Punk mit Ausflügen in Richtung Offbeat, stimmiger Gesang, fantastische Bassistin und auch 'ne Menge Bock, den die drei Menschen von Bullshit Boy auf der Bühne versprühten. Aber bei mir sollte das irgendwie nicht so richtig zünden. Lag vielleicht auch an der ziemlich beschissenen Woche dank Magen-Darm, dass hier nicht mehr die volle Euphorie aufgebracht werden konnte. Aber irgendwas ist ja immer und zum Glück vor allem in der Schaubude was los. Schnell noch den Geburstagskuchen unters Volk gebracht, Ständchen gesungen (unangenehm für alle!) und ab nach Hause.
Nächsten Tag dann erstmal auspennen, lange frühstücken, Hunderunde, Wetter genießen, dies das jenes, und eigentlich gar keinen Bock gehabt, sich noch auf den Weg in die Schaubude zu machen, aber geht ja nicht anders, wenn Hotel Kempauski einladen. Dennoch zog sich der Tag so lange hin, dass wir leider direkt die erste Band REST IN FLEAS verpasst haben. Noch so'n neues Kieler Ding, was ist denn hier im Moment los? Und noch eine Band von Melli, die anscheinend auch zu viel Zeit für Musik hat... Auf jeden Fall war der Auftritt wohl sehr gut, wie ein hochrangiges Mitglied der Kieler Musikgesellschaft von 1831 vor der Tür zu berichten wusste. "Klingt etwas wie Loxiran." Da ich keine Ahnung von Musik habe, und bei Bierschinken sowieso alle Leute nur "ein Haufen fettleibiger, vom Leben enttäuschter Plattensammler, die sich was drauf einbilden, mal zu Chefdenker in den Backstagebereich zu dürfen" sind, nehmen wir das einfach mal so hin.
Drinnen war vor allem vor der Bühne dann doch recht viel los, sodass mein Lieblingsplatz ganz hinten direkt vorm Mischpult zum Glück noch frei war. Hat einfach die beste Sicht, stehste niemandem im Weg, zur Bar geht's auch ohne Menschenkontakt und Zwischenrufe kommen selten auf der Bühne an, sind dafür allen Umstehenden unangenehm. Win win, wie es im Finanzsektor so schön heißt. Win win hieß es auch bei MELKUS, denn... ne, keine Ahnung, wollte 'ne gute Überleitung machen, ging jetzt aber voll in die Hose. Melkus aus Leipzig, oder auch vier Typen spielen Schrammimusik. Schrammi ist der Sänger von Hotel Kempauski, und eben jene haben Melkus auch exklusiv für den Abend eingeladen. Jetzt wisst ihr zwar nicht, was Schrammi so für Musik hört, aber ich finde trotzdem, dass die Bezeichnung passt.
Da ich von Genres wirklich gar keine Ahnung habe, außer vielleicht von Skatepunk und... das war's auch schon, könnte der Krams auch in die Richtung Punk aus der Garage mit 70er-Schlonz bezeichnet werden? Eigentlich eher nicht so meine Baustelle, aber Melkus mischen da wirklich ziemlich schnellhärtenden Beton an, der mich dann auch gar nicht mehr loslässt. Schlau, die Leute so in ihren Bann zu ziehen. Und auch schlau, so kann niemand weglaufen, wenn am Ende Jingle Bells oder irgendwas von The Prodigy (denkt dran, ich habe keine Ahnung!) gecovert wurden. Wilde Mischung, aber durchaus sympathisch und würde der Sänger nicht am Ende mit einem Jackett aus nacktem Murmeltierleder rumlaufen, wäre das NOCH geiler gewesen. Aber so bleibt's halt bei "Leipzig, huit points."
Vor mir stand dann auch noch relativ lange Claas, der einem die Sicht genommen hat, am Ende des Tages aber auch, zusammen mit Melli, dafür verantwortlich ist, dass viele gute Bands in der Bude spielen. Danke ihr Zwei!
Das ist die Setlist von HOTEL KEMPAUSKI. Sie ist sehr gut so wie ihre Schallplatten.
Gerüchten zu Folge sitzt bei Hotel Kempauski Daniel Günther am Schlagzeug, aber das wurde bisher noch nicht genauer verifiziert. Seht es daher also erstmal weiterhin als Gerücht an. Immerhin bügelt er nicht seine Unterhosen oder wirft seine Shirts nach einmaligem Tragen in den Müll.
Bei Hot Kemp verblassten dann ein wenig die Erinnerungen. Lag sicherlich auch am Schnaps aber vor allem daran, dass Hot Kemp keine "Hochglanz"-Band mit geilen Muckertypen sind. Und das ist auch gut so. Hier geht es nicht um Perfektion und Können, da stehen einfach ein paar alte Männer auf der Bühne, machen das, worauf sie Bock haben und sich vor allem über viele Menschen, über die mensch sich lustig machen sollte, lustig.
Ich wollte Hotel Kempauski erst als 0,5*Affenmesserkampf bezeichnen: Halb so schnell, halb so witzig, halb so gut, aber eigentlich trifft das auch nicht so richtig zu. Ja, deutschsprachiger Punk mit Hardcoreanleihen, ätzende Texte mit viel Ironie, da liegt der Vergleich erstmal nah, aber am Ende isses dann doch irgendwas anderes und vor allem Eigenständiges.
Ich wollte Hotel Kempauski erst als 0,5*Affenmesserkampf bezeichnen: Halb so schnell, halb so witzig, halb so gut, aber eigentlich trifft das auch nicht so richtig zu. Ja, deutschsprachiger Punk mit Hardcoreanleihen, ätzende Texte mit viel Ironie, da liegt der Vergleich erstmal nah, aber am Ende isses dann doch irgendwas anderes und vor allem Eigenständiges.
Spiel, Spaß und Spannung, die fünf Herren aus Kiel, denen zwar die Platten für den Release-Abend zugeschickt wurden, die aber leider mit der falschen Musik gepresst wurden. Hätte wahrscheinlich viele andere Bands etwas erzürnt, aber nicht die Fünf Freunde von der Felseninsel. Spricht auch ein wenig für die Bande, dass der Abend so locker flockig mit Esprit und Charme durchgezogen wurde und am Ende alle ziemlich glücklich wirkten. Lag beim Sänger vielleicht auch am Weißwein, der sich dem Alter entsprechend direkt aus der Flasche ins Scheißmaul reingesoffen wurde, aber das sind nur Gerüchte.
Wäre gerne noch etwas geblieben, um mit dem Kindergarten weiterzufeiern, aber ich werde selbst auch alt und zwei Tage Konzert hintereinander reichen dann echt aus, um den Körper zu Grunde zu richten. Aber nix da, ab nach Hause.
Wäre gerne noch etwas geblieben, um mit dem Kindergarten weiterzufeiern, aber ich werde selbst auch alt und zwei Tage Konzert hintereinander reichen dann echt aus, um den Körper zu Grunde zu richten. Aber nix da, ab nach Hause.