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Balkan-Trip 2013 Zugabe: Serbien (Belgrad, Djerdap Nationalpark), Konzert (Elektricni Orgazam, Auf Wiedersehen), 18.-23.09.2013 in Belgrad (SRB), Mikser House - Bericht von der Fö

Balkan-Trip Zugabe: Serbien, 18.-23.09.2013

Dat bisken Urlaub hat wohl nicht gereicht! Gerade erst heimgekehrt aus dem ehemaligen Jugoslawien, gehts schon wenige Tage später wieder in die Richtung. Diesmal in höherer Mission, ich begleite meine Großmutter, die meine Eltern besuchen will - denn diese wohnen, wie der Leser mittlerweile weiß, neuerdings in Belgrad. Damit die paar Tage nicht unerwähnt bleiben und meine zukünftigen Biographen mein Leben lückenlos nachvollziehen können, pack ich den Trip auch nochmal schnell hier rein.

Diesmal ohne passende Soundtrack-Tipps, das Zusammentragen dieser war einfach doch viel zu viel Arbeit. Aber beim Lesen der nachfolgenden Urlaubserlebnisse empfehle ich Begleitmusik der serbischen Bands Red Union, The Detonators, Atheist Rap, Trula Koalicija, Radnička Kontrola, Partibrejkers, Električni Orgazam - wer das grad nicht zur Hand hat, nimmt halt die gerade tourenden Orängättäng, Risk it!, Angstbreaker, Sult, Voicehandler und Hatesphere. Einzelne Passagen lesen sich auch ganz gut mit Bazooka Zirkus - Baia Luna oder Motörhead - R.A.M.O.N.E.S.. Unerklärlicherweise hatte ich aber zeitweise nen massiven Ohrwurm von Supernichts - Du und deine scheiß FDP. Alternativ könnt ihr euch auch die ganze Zeit auf den Kopf schlagen, is auch lustig.
Allzu viel Sightseeing-Punkte muss ich ja in diesem Bericht nicht mehr ausführlich, wurden ja eventuell schon hier oder hier behandelt. Also, was hatten wir denn noch nicht? Die Residenz der Prinzessin Ljubice, beim letzten Mal nur von außen betrachtet. Für 400 Dinar Eintritt sieht man drinnen hübsch eingerichtete Zimmer zwischen Biedermeier und Neobarock. Hier sieht man den Schlafplatz der Prinzessin: Sie lag auf dem Teppich.
Noch viel viel weitergehen, schön die Donau hinauf - und schon ist man in Zemun, ein relaxtes Vorort-Hafenviertel. Da war ich im April schonmal, aber im Sommer ist hier tatsächlich etwas mehr los. Nette Cafés. Mal gemütlich nen frisch gepressten O-Saft an der Promenade trinken, gibt Schlimmeres!
Für den Freitag gibt's diverse Unterhaltungsprogramm-Optionen, Christoph und ich entscheiden uns für das Mikser House. Teil eines Programms zur Aufwertung des Hafenviertels durch Ansiedlung von Kunst und Kultur. Gentrifizierungs-Kritik gibt es in Belgrad aber noch nicht...
Abends sieht das dann so aus. Tische und Stühle beiseite geräumt, Platz geschaffen für etwa 300-350 Konzertbesucher und für den Auftritt zweier Bands. Den Auftakt machen "Auf Wiedersehen", warum auch immer die so heißen. Immerhin hatten Cheap Trick einen gleichnamigen Song, den Anthrax schonmal gecovert haben. Oder dat soll ne Reminiszenz an den Krautrock der 70er Jahre sein. Musikalisch isset weder das eine noch das andere.
Zwei Typen mit Gitarre und Bass, Rest der Musik kommt vom Laptop. Würgs. Vom Laptop schallt ein ekelhaft hohles künstliches Schlagzeug und ein paar harmlose Elektro-Beats. Mit voller Band wär sowas eventuell ganz interessant, aber wenn der Großteil vom Band kommt, wirkt das doch etwas einseitig.
Dazu imitiert der Sänger fortwährend irgendwelche Raubvogel-Stimmen, was mir jegliche Motivation raubt, mich überhaupt mit dem Gesang auseinander zu setzen. Vielleicht waren die Texte ja okay. Gitarre spielen kann er jedenfalls, etwas zu bluesig vielleicht. Auch die Bassläufe überzeugen trotz alle Monotonie - oder kamen die vom Band?
Nicht unser Ding. Vermutlich spielen die sonst auf irgendwelchen Kunstvernissagen, wo grüblerische Kunststudenten in Wollpullis und Karomuster-Schals stehen und das alles total interessant finden.
Andere Leute hier scheinen die Band schon zu kennen - kaum ist der Auftritt zu Ende, füllt sich der Raum ganz amtlich. Zeit für die Hauptband des Abends! "Električni Orgazam" heißen sie, waren Anfang der 80er sowas wie die Pioniere der serbischen Punk- und New-Wave-Szene.
Klingt doch schonmal interessant! Leider hatte ich bei der Vorab-Recherche übersehen, dass die Band sich später eher dem klassischen Rock zugewandt hat. Einige schnellere und punkigere Stücke werden im späteren Verlauf des Sets noch eingestreut, der Rest ist, naja, immerhin auch noch anhörbar.
Haben ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, da kann man halt nicht mehr so schnell. Coolste Socke: Der Sologitarrist, da rechts, Kippe im Mundwinkel und lässige Haartolle im Gesicht. Yeah! Spielt auch ganz amtlich, sofern ich als Banause das beurteilen kann.
Hauptsänger: Er da mit dem pseudo-lässigen Schal. Guter Frontmann, hat die Bühne im Griff - nur den Soundtechniker offensichtlich nicht immer. Dazu ein dezent arroganter Blick und die Brille auf der Nasenspitze. Auf alten Plattencovern mit Sonnenbrille und Lederjacke sah das noch anders aus...
Manche Stücke singt der Keyboarder. Der hat ne etwas versoffenere Stimme, wodurch mir seine Lieder auch direkt etwas besser ins Ohr gehen. Dazu tanzt er lässig und wippt mit dem Zeigefinger. Altherrenrock deluxe!
Ach, trotz aller Kritik: Dat is schon okay, was die machen. Können ihre Instrumente, die Songs haben auch so ihre großen Momente - aber auf Dauer isses mir einfach zu viel. Über 90 Minuten dauert der Auftritt.
Zwischendurch ein Coversong, den mein Vater als irgendwat von den Rolling Stones erkennt. "Out of time" dürfte das gewesen sein. Nen weiteren Song hat er schonmal im Radio gehört, ansonsten kennen wir nichts und wissen dank der serbischen Texte auch nicht wirklich, worüber da so gesungen wird.
Der Eintritt an der Abendkasse betrug übrigens 800 Dinar (etwa 7 Euro) - für hiesige Verhältnisse etwas über dem Niveau eines kleinen Punkrock-Konzertes. Aber der Laden ist gut gefüllt und auch das Bier, mit 240 Dinar fürs 0.33er auch dezent überteuert, fließt ganz gut. Scheint also zu klappen, das mit der Gentrifizierung.
Also, ja, keine schlechte Band, diese Električni Orgazam. Mir fehlt etwas der Punk-Faktor, aber dafür bin ich hier wohl auf der falschen Veranstaltung. Die örtliche Security bittet sogar höflich darum, dass nicht gepogt wird...
Nächster Tag! Es ist Wochenende, meine Eltern müssen nicht arbeiten, uns steht ein Auto zur Verfügung - also raus aus der Stadt! Wir fahren zum Đerdap Nationalpark. Entlang der Donau im Osten des Landes. Gegenüber sehen wir Rumänien.
Schöne Landschaften! Tolle Felsklippen, viel Fluss - und diverse Siedlungen an diesem. Die älteste davon dürfte wohl Lepenski Vir sein. Aber damit sind nicht diese Häuser gemeint...
...sondern das hier.
Sah auch nicht gerade alt aus, oder? Haha! Ja, äh, ist ein Museum und gleichzeitig Fundstätte eine der ältesten Kulturen Europas, vor irgendwat um die über 8000 Jahren. Verschiedene Stadien der Entwicklung wurden gefunden und werden gezeigt.
Ich weiß, is' total pietätlos, Leichen öffentlich zu zeigen. Gibt bestimmt ne Rüge vom Presserat. Aber ich fand den Schneidersitz so witzig.
Neben dem archäologischen Gedöns ist die Gegend noch bekannt für das Eiserne Tor. So nennt sich der Donaudurchbruch hier. Schon ziemlich beeindruckende Klippen - war früher bestimmt spektakulärer, aber 1972 wurde ein Staudamm gebaut, der den reißenden Fluss beruhigt und das Wasser aufgestaut hat.
Wir übernachten heute in Kladovo, ein nettes Städtchen am Fluss. Im örtlichen Kulturzentrum alias Club Fusion spielt heute eine 70s-Rock'n'Roll-Kapelle - Verzeihung, dass ich nicht mit einem Konzertbericht glänzen kann. Ich bin nur traurig, dass wir den Ramones-Cover-Abend um ein gutes Jahr verpasst haben...
Aber wenn ich mit der Family reise, muss ich mich halt auf etwas weniger Punkrock gefasst machen. Ein Hotel mit Swimming Pool und Minibar hatte ich auf meinen Low-Budget-Reisen bisher ja auch eher selten. Kurz ein paar Bahnen drehen und ab ans Frühstücks-Buffet...gibt Schlimmeres!
Mittlerweile ist Sonntag. Was machen wir denn heute? Ab auf die Nebenstraßen und rein ins Gebirge, ein paar Geheimtipps abklappern. Immer abseits ausgetretener Touristen-Pfade, so lautet die Mission! "Normale" Touristen fahren ja beispielsweise eher selten durch brennende Felder.
Weiter geht der Weg auf wackeligen Schotterstraßen, wo weder Navi noch Ausschilderungen wirklich zu wissen scheinen, wo wir hinwollen. Aber wir wissen (oder tun zumindest so) dass wir richtig sind, als uns Einheimische nach dem Weg fragen...
Nein, das süße Tierchen hier meinte ich nicht. Das wohnt hier und kennt sich aus. Hat sich sogar ne Brücke über den Fluss gebaut.
Wo wir hinwollen: Der Blederija-Wasserfall! Schöne Stelle irgendwo im Nichts, kühles Nass. Geil! Leider ist das Wetter dann doch nicht so sommerlich, dass wir direkt reinspringen...
Nächstes Ziel ist das Dörfchen Petrovo Selo, hier sollen sich einige nette Höhlen befinden. Wir finden einen traurigen verlassenen Ort mit keinerlei Hinweisschildern, wo man diese Höhlen finden könnte. Ja, äh, so ist das wohl abseits ausgetretener Touristen-Pfade. Ziehen wir also ab ohne Fledermäuse gesehen zu haben...
Da muss man auch mal mit rechnen: Holztransporte, die mit 25 km/h durch die Straßen tuckern, so mittig fahren dass man nicht dran vorbei kommt, so vollbeladen dass der Fahrer uns nicht sieht und so laut dass er uns nicht hört. Hup hup.
Rückweg! Wieder vorbei am Eisernen Tor und am Gesicht von Boe, äh, Verzeihung, an der Statue des Decebalus. Eine 40 Meter hohe Felsskulptur auf der rumänischen Seite der Donau, erbaut vor gar nicht mal so langer Zeit, nämlich von 1994-2004 (willkommen zum Kurs "Glänzen durch Halbwissen").
Zurück in Belgrad. Hier wird's schon schwieriger, Stellen ohne Touri-Fußstapfen zu finden. Aber, tada, hier isser! Exklusiv und nur für euch! Der Bolide des Despoten! Titos Auto! Da drüben, hinter der Säule!
Naja, lassen wir mal das mit den Touri-Pfaden. Kommen wir zum klischeehaftesten, was man als Touri machen kann: Ne Fahrt im offenen Sightseeing-Bus! Vorbei an allen Sehenswürdigkeiten, und ein Knöpfchen im Ohr erklärt was man da gerade so sieht. Die ganze Stadt in 70 Minuten. Wahnsinn! Zu Beginn was zum Schlucken: Hier ein Gebäude, dass die NATO 1999 beschossen hat. Man muss sich halt doch immer wieder bewusst sein, dass der Krieg gar nicht so lange her ist...ganz allgemein gibts wohl keine Stadt in Europa, die schon so viele Kriege mit erleben musste.
Wat bei so ner Busreise etwas fehlt: Die Zeit, auch mal die Details zu beachten. So im Vorbeifahren ist es quasi unmöglich, mehr als nur "aah, ein Gebäude" zu denken, und schon kommt das nächste. Und dann noch die Kamera rausholen! Mir isset zum Beispiel nicht gelungen, ein gescheites Foto vom Bildnis am Stadion des Partizan Belgrad - da sieht man nämlich nen "Fußballfan" in 1312-Pulli. Stark!
Als Entschädigung ein bisschen Subkultur: hier ein großes Graffiti und ne Tankstellentafel. Was auch immer an ner Tankstelle Subkultur ist. Aber egal. Bustour beendet, kann man machen. Sollte nur nicht regnen.
Ich weiß ja auch nicht, warum ich manchmal dazu verfalle, die halb- bis illegalen Bemalungen von Häuserwänden interessanter zu finden als die Häuser selbst. Das hier ist kein Haus, sondern ein origineller Zebra-Streifen vor einer Schule (ich bezweifle, dass man das aus nem vorbeifahrenden Auto bemerkt).
Guck an, der Space Invader war auch schon hier.
Und damit wäre auch dieser Kurztrip wieder beendet! Am nächsten Tag geht es wieder gen Heimat, der nächste Belgrad-Flug ist aber bereits gebucht - mal schauen, was mich dann so erwartet...

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