Killing Noise, 29.04.2023 in Yokohama

Und weiter geht's am vorletzten Tag der Tour ins nächste Millionen-Dörfchen; Yokohama. Eine Stunde Fahrt, quasi direkt um die Ecke.

Hier ist fast jeden Abend ein Konzert und somit gibt es auch jeden Abend einen neuen Aufsteller. Den malt die nette Dame von der Bar. Jeden Abend. Geil!

Die Rhythmus-Fraktion testet direkt mal die Raucher-Kabine. Mhm lecker. Aber die Klimaanlage funktioniert, drinnen friere ich direkt wieder.

Dachte erst, dass es heute eine Jury gibt, die jede Band bewertet und der Sieger wird mit Bier beschenkt. Waren dann aber doch nur die Merch-Tische.

Als ich beim Luft schnappen vor der Tür von einer ohrenbetäubenden Stimme angeschrien werde, welche zwei Straßen weiter zu verorten ist, gucke ich mal was da so abgeht. Später stellt sich heraus, dass das hier wohl eine Demo des rechten Rands war. Da fährt man halt mit Autos durch die Gegend und schreit die Menschen in Düsenjet-Lautstärke über PA-System an, mit denen man in Deutschland Festivals beschallen würde

In Japan ist heute Feiertag, trotzdem hat hier so gut wie alles ganz normal geöffnet...

...daher hüpfen wir mal fix in das nächste Musikgeschäft um ein neues Snarefell und anderen KrimsKrams zu besorgen.

Das Merchandise hängt...

...dann können die SCRAP NOISE CHILDREN loslegen.

Gewohnt biestig, aber heute deutlich motivierter als beim letzten gemeinsamen Konzert in Osaka und mit besserer Laune ausgestattet, donnert es mit dem bekannten Set los.

Auch an die Unisex-Toiletten wurde hier gedacht! Der Laden ist niegel nagel neu. Wurde erst vor ein paar Wochen (neu) bzw wieder eröffnet.

Riecht jedenfalls noch nach frischem Anstrich. Brutal laut geht es dann mit BLOCKHEAD weiter.

Die spielen einen wilden Mix aus Deftones, Alternative, Gedresche und MelodicirgendwasRock.

Macht Laune, ich habe aber irgendwie noch nicht so richtig Bock. Wahrscheinlich noch zu früh. Die einsetzende Tour-Lethargie breitet sich aus. Wie diese zu bekämpfen ist, findet ihr im Tour-Knigge auf Seite...ach verdammt, vergessen. Dann schmeißen wir halt eine Runde Bier mehr dagegen ein.

Spitz hat immerhin Bock, wir dürfen nämlich heute als drittes ran, heißt im Umkehrschluss; Uppjemacht wird heute definitiv früher und mit mehr Luft nach hinten raus. Für ihn!

Super Sache das. Weil uns keiner ablichtet (bzw wir diese Bilder wahrscheinlich niemals zu Gesicht bekommen werden) gibt es statt einem sexy Livebild wieder nur Poserdreck, was nach dem Auftritt entstanden ist. Symbolbild sozusagen. Aber gelernt ist gelernt.

Die (noch) nackten Wände schreien nach Aufkleber oder in dem Fall; Setlisten.

Bier gibt's durch die Luke. Aber auch hier für alle Bands nur gegen Geld. Joa, wir sind ja mittlerweile voll integriert und holen unser Süppchen wieder vorher brav im 7Eleven unseres Vertrauens.

Mit einer guten Stärkung aus der Dose klingt das - teilweise echt schiefe Gejodel und Gedudel - von den Folkpunkern von JUNIOR deutlich besser.

Die haben immerhin eine Fanbase am Start, die sich schön einheitlich und gut erkennbar anscheinend in einem RealMcKenzies-Folkpunk-Superstore eingekleidet haben. Irgendwie süß.

Danach spielen RADIOTS. Klingen (mal wieder) wie ein Rancid Ableger, aber finde ich ehrlich gesagt richtig geil. Der Sänger hat eine unfassbare Bühnenpräsenz und Agilität, bei der wohl auch Ingo von den Donots feuchte Augen bekommen würde. Und alle sind hier von der ersten Sekunden an voll dabei.

Irgendein völlig bekloppter Japaner nimmt Husi huckepack und geht mit ihm auf dem Rücken in den Pogo. Klar, kann man machen wenn man seinen Rücken danach nicht mehr braucht.

Generell hebt sich hier die Stimmung mit jedem Song und so ist mein persönlicher Übergang zwischen letztem Song der Radiots, pullern, Bier holen, Luft holen, Bier holen und dem ersten Song von SOBUT fließend.

Die machen da weiter wo die letzte Band aufgehört hat.

Allerdings wollen die wesentlich mehr kommunizieren als alle bisherigen Kapellen. Das ist dann doch jedes Mal eine kleine Bremse, wenn man wie wir einfach kein einziges Wort versteht.

Für einen Song kommt nochmal der Radiots-Sänger nach vorne.

Ausrasten inbegriffen und joa...das war dann auch der beste Song im Set, scheinen einige zu kennen, daher kann man die Keule auch einfach mal ins Publikum richten und den Pöbel singen lassen.

Irgendwann ist dann aber auch die letzte Messe des Abends gelesen...

...und ein Backstagebier/schnaps später ist die Bühne auch schon wieder gewischt/gesaugt und startklar für den nächsten Tag.

Wir machen noch schnell ein Beweisfoto...

...und ich darf auf der Rückfahrt im Kofferraum Platz nehmen und penne direkt ein. Zeitmaschine! Einen Augenaufschlag später sind wir auch schon wieder in Tokyo. Morgen steht dann das letzte Konzert der Tour an, wo wir ein letztes Mal Tokyo beschallen werden, in einem der Läden, wo wir schon vor zehn Jahren gespielt haben. Huiuiuiuiui, ich bin schon ein wenig aufgeregt.

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