Killing Noise, 30.04.2023 in Tokyo (Nakano)

Unsere kleine Reise nähert sich dem Ende und so spielen wir am letzten Tag der Tour in dem Laden, in welchem wir vor zehn Jahren unser zweites (und letztes) Konzert gegeben haben. Damals stark alkoholisiert und musikalisch nicht ganz auf der Höhe. Das gilt es heute zu toppen. Was vielmehr von dem Abend aus 2013 hängen geblieben ist, war die sehr ausufernde Aftershow Party inklusive "Ahoi-Brause-Korn" mit sämtlichen Anwesenden.

Wir freuen uns auf jeden Fall wie Bolle auf den Abend, auch weil heute endlich die Crispy Nuts mit von der Partie sind und wir uns erst- (und wahrscheinlich einmalig) mit Bomb Factory die Bühnen teilen. Die sollen in Japan eine riesen Nummer sein.

Falls man mal wieder den Regenschirm vergessen hat, kann man sich hier einfach einen mitnehmen. Und dann beim nächsten Mal wieder im Laden vergessen für den nächsten der seinen vergessen hat.

Nach dem Soundcheck schnell die Merch-Ecke einrichten...

...und dann noch schnell Mitbringsel aller Art für die Kartoffeln zuhause besorgen. OnePiece ist hier auch 'n riesen Ding!

Die SCRAP NOISE CHILDREN machen heute auch 'nen riesen Ding (heute ist hier alles riesig!) aus ihrem Gig - so sind heute alle drei Gitarristen am Start und eine Gitarrenwand erdrückt alle Zuhörer im Raum.

Finde ich aber ziemlich geil, so kommen dann doch einige Songs deutlich fetter rüber, als nur mit dem ständig (auf extremst) verzerrten Bass und einer popeligen Melodie-Gitarre. Erinnert mich bei zwei Songs dann sogar an Turbonegro, weil fast dauerhaft eine Gitarre durchsoliert. Auf jeden Fall der beste Gig des Quar...öhm...Sextetts.

Mit JACKED UP gibt's dann mal wieder - oh Wunder - eine Streetpunk-Band, die nach Casualties, Rancid und Konsorten klingt. Aber auch die sind sehr geil. Singen auf englisch, sind der Sprache aber offensichtlich nicht mächtig. Auch das erlebe ich hier nicht zum ersten Mal. Wer schreibt denen da eigentlich die Texte? Wissen die überhaupt was die da singen?

Draußen kurz vorher treffen wir auf einen sturzbetrunkenen Japaner, der uns erklären will, dass wir gar nicht Killing Noise aus Deutschland, sondern irgendeine andere Band mit Noise und Kill aus WoAuchImmerhausen sind, die er aber unbedingt sehen will. Ah ja.

Husi will die Ahoi-Korn Sause heute wiederholen, wir finden im örtlichen Liquor Store aber (wen wundert's) keinen Korn sondern nur Wodka. Muss also auch so gehen. Zum besseren Verständnis gibt es anbei eine kleine Bedienungsanleitung. Den Korn hatte unser Drummer vor zehn Jahren irgendwie mit rüber geschmuggelt.

Jetzt spielen aber endlich die CRISPY NUTS! Und hier geht's direkt wieder von 0 auf 100!

Momo scherrt sich auch einen Dreck um die örtlichen Vorgaben (Lokales Bier etc blabla) und gönnt sich vor, während und nach dem Gig auch das eine oder andere private Dosenbier.

Zu hören gibt es bei dem Trio (schön oberpeinlich alle im Killing Noise Tour-Leibchen) einfach sehr straighten Punkrock. Gefällt mir live immer wieder besser als auf Platte, auch weil das hier gefühlt nochmal eine Ecke schneller und rotziger daher kommt, auch wenn die Platte "Bläh!" (die nun auch schon zehn Jahre alt ist) das schon sehr gut einfängt.

Nach dem Set bin ich dann doch so platt, dass ich erstmal raus muss an die frische Luft (im Backstage-Bereich, der gleichzeitig die Bar ist, gibt's kein Fenster und fast alle sind hier am quarzen) und verpasse daher auch die Hälfte von WET BLACK, die sich wohl erst vor kurzem zusammen gefunden haben.

Den Mittelteil bekomme ich dann noch mit, wieder so'n Sound-Bastard aus Rock, Psychodelic, Stoner und anderem. Gehe aber einen Song zu früh raus und verpasse wie bei eben jenem noch das komplette Drumset abgeräumt wurde...

...nur damit es dann für den eigentlichen Headliner heute BOMB FACTORY danach wieder schön an Ort und Stelle steht. Hier mal ein Blick von der Bühne in den Zuschauerraum, wo sich auch direkt die ersten DieHard Fans in der ersten Reihe platzieren.

Beim Intro werden dann die Fetzen hochgehalten. Was auch immer da drauf steht?!

Und los geht's mit der Bomben Faktorei. Das Quartett bietet einen interessanten Mix aus Stadion Rock Singalongs mit teilweise Hardcore Punk, einem Potpourri aus allen erdenklichen Elementen der Rockmusik. Quasi H-Blockx in richtig geil.

Direkt vor mir steht eine Dame die ich maximal aufgebrezelt wohl eher als Hörerin von einem beliebigen Popsternchen oder auf EDM Veranstaltungen vermutet hätte. Singt aber jeden einzelnen Song mit und zeigt mit dem Finger jeden Break an. Direkt neben ihr ein Crust-Punker wie er im Buche steht (siehe Punkrock Knigge Seite 77). Ach hätten die beiden doch noch gemeinsam ein (Pogo) Tänzchen aufgeführt - ich hätte wohl geweint vor Glück. Mit Hartmut zusammen.

Musikalisch ist das aber wirklich aller erste Sahne. Was Drummer Shira, der heute schon mal bei den Crispy Nuts ran musste und der Bassist da als Grundlage bieten ist einfach nur geil. Gitarre, Gesang und die Singalongs runden das Ganze ab. Leck mich fett, in so einem kleinen Laden habe ich auch noch nie ein so fettes Brett gehört. Gut... es ist wieder unglaublich laut aber das sind wir ja mittlerweile gewöhnt.

Momo flüstert mir dann noch zu, dass der Großteil der anwesenden Damen wohl eher wegen dem schönen Sänger hier sind. Jau, Vokuhila ist auch hier 'n riesen Ding.

Nachdem wir durch sind, werden wieder Fotos gemacht, Nettigkeiten ausgetauscht und Merch verhökert. In der Disko/Backstage/Merchecke/Raucherhöhle kommt dann noch Musik aus der Tube. WIZO kennt man hier. Zumindest wurde in irgendeiner Location (und eben hier) die "Uuaaargh" mal zur Hälfte gespielt und von Slime liefen auch ein, zwei ältere Songs. Die Sindelfinger hatten ja mal in den 90ern eine Split mit den Japanern von Hi-Standard. Die sind hier wohl (immernoch) 'ne riesen Nummer. Denen ist aber wohl vor kurzem der Schlagzeuger weggestorben. Schade, das letzte Release was uns Momo am Abend vorspielt, fand' ich richtig gut.

Zu schade, dass das heute der letzte Abend war. Die Resonanz war aber deutlich besser als beim letzten Mal. Gut, unsere Vorbereitung war diesmal auch deutlich fokussierter. Beim ersten Besuch vor zehn Jahren, habe ich die Band erst in Japan kennen gelernt (bis auf Husi, den ich schon vorher kannte) und es gab dann nur eine gemeinsame Probe vor Ort in Tokyo. Dass das nicht richtig geil werden konnte...mit den Unmengen an Alkohol im Glück?! Nun ja...

Für mich geht es dann am nächsten Tag zum Flughafen, während die anderen drei noch zwei, drei Tage dran hängen.

Nochmal kurz eine Winkekatze für Luki besorgen, Rest ist schon sicher verstaut und ab geht's über Dubai zurück nach Düsseldorf.

Alleine ist so'n langer Flug dann doch echt ätzend. Trotz Mediathek und allem drum und dran. Die beiden netten Russinnen neben mir süppeln sich aber gerne einen mit mir, so geht die Zeit bis zum Nickerchen schneller rum. Gemeinsamer Suff dient doch immer noch der allgemeinen Völkerverständigung. Es waren wieder mal sehr schöne Tage am anderen Ende der Welt und ein paar Wochen später ist dann auch klar; Killing Noise wird vermutlich nicht das letzte Mal da gewesen sein.

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